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^inh 2017082400 | phaenomen |
In einem zur Zeit auf dem Berlin-Brandenburgischen "Info-Radio" wiederholt ausgestrahltem Werbespot werden zunächst diejenigen verspottet, die "Konzerte übers Telefon hören" oder "Bilder per Fax tauschen". Dann heißt es, diese Zeiten seien doch vorbei, und dementsprechend solle man doch auf das "Digitale Radio" umsteigen, welches viel bessere Klangqualität biete: keine Störungen, kein Rauschen, höhere Bandbreite, einen viel tieferen Raumeindruck und bewegende Originaltreue.
Dem halte ich entgegen:
Eine der ergreifendsten, anrührendsten und nachhaltigsten Klangeindrücke meines Lebens
war, als ich einst als Jugendlicher, aus irgendwelchen Gründen nachts wach geworden,
das alte Mono-Küchen-Dampf-Radio einschaltete und zufällig in (die mir da schon
wohlbekannte und sowohl live als auch in höchst-qualitativen Aufnahmen
oft gehörte) Fünfte Sinfonie von Gustav Mahler geriet.
Klanglich war's nicht mehr als ein verrauschtes, flaches, fernes Ahnen.
Aber das Erleben eines der tiefsten.
Klang entsteht nicht im elektronischen Gerät, sondern im Kopf; Ergriffenheit
läßt sich nicht kontrollieren, sondern nur erreichen durch Loslassen.
Durch Freiheit, Eingehen und Selbstaufgabe.
Alle "Hi-Fi-Bemühungen", oder wie immer
die entsprechenden Buzzwords heute heißen, sind wahrheitswidriger Unsinn
korrupter Kapitalisten.
Das Wahre und Schöne ist (dankenswerterweise) auf Hochglanz und Lack nicht angewiesen,
es wirkt auch unter Schlamm und Rauschen, -- manchmal sogar verstärkt.
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2019-10-26_20h41
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