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^inh 2017030300 | editorial |
Lauschte doch Verfasser zu Beginn dieses Jahres einer Podiumsdiskussion, die neben Vorträgen und Konzerten anläßlich einer Ausstellung stattfand, die sich mit dem Leben und Wirken eines Komponisten "A" beschäftigte, der bis Mitte der 1920er lebte und als "gemäßigt avantgardistisch" bezeichnet werden kann.
Es wurde nun erwähnt ein Briefzitat eines Komponisten "B" über diesen A. A war schon sehr gut etabliert und acht Jahre älter. Später sollte allerdings B grundlegend revolutionär auf die gesamte Musikgeschichte wirken, was A nie vergönnt war.
In diesem Zitat sagt B nun über A, dieser sei "ein mutiger und ehrenwerter Komponist".
Auf dem Podium rätselten und spekulierten alle versammelten Experten, wie dies zu
interpretieren sei. All diese Musikwissenschaftler, Bibliothekarinnen, Kuratoren
etc. sind bestimmt Könner ihres Faches, intelligente und umfassend gebildete Menschen
mit einem weiten Blick, konnten diese Formulierung jedoch nicht entschlüsseln.
Dem Komponisten im Publikum war sofort klar, was das bedeutet! Es heißt "Herr A ist ein unbegabter Komponist und seine Musik ist irrelevant."
Bezeichnenderweise verstanden andere ausübende Künstler, auch aus ganz anderen Gattungen, als Verfasser mit ihnen weitere Nagelproben machte, diesen Satz genauso. Wissenschaftler hingegen sind aber anscheinend dermaßen der "Objektivität" und "Nachweisbarkeit" verpflichtet, dass eine so konkrete Übersetzung des ausschließlich (in der Sprache der Linguistik:) "pragmatischen Aspektes" dieser Äußerung ihnen garnicht in den Sinn kommen kann!
Lange Rede kurzer Sinn: Die Denkweise ist offenbart eine grundlegend andere!
Und daraus schöpfe ich a posteriori die Berechtigung für dieses Projekt hier,
für senza⌒tempo: die Texte hier sind nämlich aus der Perspektive des Künstlers geschrieben,
und damit offensichtlich etwas grundlegend anderes als solche aus der des Wissenschaftlers.
Wobei beides seine Berechtigung habe.
Ganz zu Beginn der Arbeit hatte ich mir vorgenommen 2^10=1024 Seiten zu schreiben,
und zwar aus rein postalischen Gründen, da jeweils 2^5 Seiten
damals gut als "Infopost" zu versenden waren.
Außerdem hatte ich mir vorgenommen, alles aufzuschreiben, was ich über Musik weiß.
Nicht mehr und nicht weniger.
Beides könnte hiermit erreicht sein, -- also könnte dies hier ein
mögliches Schlusswort sein.
(Allerdings sind alle Texte hier ja keine "Publikationen", sondern Teil eines "Archivs". Hier kann also auch später noch manches eingeschoben werden!-)
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2019-10-26_20h43
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