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2012092301 | Eine persönliche Nachbemerkung zum Werk von Hans Rott |
2012092302 | Wagner als Dichter |
^inh 2012092301 | monograph |
Was den Verfasser emotional immer wieder besonders aufwühlt, ist einfach folgendes:
Die eingeklammerte "Voll-Kadenz" mitten im Thema ist einfach ungeschickt!
Sie unterbricht den Fluss, der gerade erst begonnen hat, und dann wird
das Thema auch noch zwanzig (20, sic!) Takte weitergeführt!
Obwohl es nach drei Takten schon gescheitert ist!
Das ist dreist!
Zum ersten aber richtet dieser Satz-Fehler, ein solcher ist und bleibt er, im weiteren Verlaufe keine schweren Schäden an: der Impetus der Gesamtkonstruktion schwingt jedesmal elegant über diese Stolper-Stelle hinweg.
Dann hat er in seiner Naivität etwas berückend ehrliches. Er erinnert den Verfasser an seine eigenen jugendlichen Satzfehler, die wohl gleichermaßen ungeschickt, aber vielleicht nicht gleichermaßen sympathisch waren.
Zum dritten aber zeigt es nicht nur theoretische Entwicklungs- und
Verbesserungsmöglichkeiten des Komponisten auf, sondern verspricht
diese geradezu.
Das Thema sagt förmlich, "Na gut, ich bin nicht perfekt,
aber für die Zwecke hier reicht's vollkommen aus! Die
Haupt-Themen der nächsten acht Sinfonien werden deutlich
geschliffener werden!"
Das ist es, was zu Tränen rührt! Es sollte noch so viele Themen kommen.
Und es sollten garkeine mehr kommen.
^inh 2012092302 | monograph |
Über Wagnern als Dichter zu spotten ist leicht, beliebt und erheiternd. Es gibt ja auch, ach, so manche Stilblüte:
"beschreitet kühn ihren schrecklosen Pfad,"(Rh)
...aber warum ist denn Kühnheit nötig, wenn der Pfad doch keinen
Schrecken birgt?
"dort haftet schweigend das Schwert."(WkI)
...was soll es auch groß sagen?
"O still! Lass mich der Stimme lauschen."(WkI)
...was denn nun? Stimme oder Stille? Diese Frauen wissen auch nie,
was sie wollen!
"O sag, Vater, sieh mir ins Auge." (WkIII)
...Brünnhilde hat doch noch zwei Augen, oder !?
Oder ist in der Welt des Ringes Einäugigkeit autosomal-dominant vererblich?
Aber das alles nur am Rande!
Aller Häme zu Trotze ist Wagner in der Tat einer der
bedeutendesten, geschicktesten, wichtigsten und ergreifendsten
Bühnendichter der Weltgeschichte.
Eckard Henscheid nannte die Meistersinger von "dramatischer Vollkommenheit und [...] architektonisch fehlerlos" [henscheid] , und das ist in der Tat das höchstmögliche Lob. Sie haben wirklich nicht die kleinste Stolperstelle auf der Ebene der Bühnenhandlung, und sind gleichzeitig ein höchst kunstvoll ausgewogenes Symmetrie-Gebilde auf den davon völlig unabhängigen Ebenen abstrakt-ästhetischer Motiv-Disposition, in Worten, Begriffen, Situationen und Noten. Ein vielleicht in der gesamten Operngeschichte einmaliges Zusammentreffen.
Und ...
"Mir allein weckte das Auge
süß sehnenden Harm,
Thränen und Trost zugleich." (WkI)
...wurde schon von Thomas Mann [mann] als einer der herausragenden
Verse deutscher Dichtung schlechthin gewürdigt.
Dem schließen wir uns an.
[henscheid]
Warum Frau Grimhild Alberich außerehelich Gunst gewährte in: Gondroms Bayreuther Festspielmagazin, Bayreuth, 1995 |
[mann]
Leiden und Größe Richard Wagners S. Fischer, Frankfurt, 1974 ISBN 3100 481771 |
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